Finde Deine Positionierung

Tarotkarten und Tarotbuch - photo by Viva La Luna auf unsplash.com
Tarotkarten und Tarotbuch - photo by Viva La Luna auf unsplash.com

Gewiss hast Du schon einmal eine Wander- oder Radtour unternommen oder hast eine längere Autofahrt geplant. Wenn Du Dich dafür auf der Landkarte zurechtfinden und Deinen Weg zum Ziel finden willst, musst Du zuerst wissen, wo Du stehst. Auch das Navi im Auto muss den Startpunkt kennen, um Dir die passende Route zum Ziel anzeigen zu können.

Entsprechend steht auch in der Kommunikation Dein Ausgangspunkt am Anfang. In der professionellen Kommunikationsarbeit nennen wir es Deine Positionierung.

In diesem Blog-Beitrag: 

  • erkläre ich Dir, was die Positionierung ist und wie Du sie findest,
  • stelle ich Dir ein Arbeitsblatt zur Verfügung, das Dich Schritt für Schritt zu Deiner Positionierung führt,
  • nenne Dir mögliche Inspirationsquellen und
  • gebe Dir Beispiele für mögliche Selbstverortungen.

Wie Du Deine Positionierung findest

Gerade in der Gleichstellungsarbeit gilt: Der Ausgangspunkt bist Du. Gute Kommunikation beginnt bei Dir. Du musst klar vor Augen haben, was Du mit einbringst und welche inneren und äußeren Hürden Du überwinden musst. Schließlich ist Gleichstellungsbeauftragte nicht gleich Gleichstellungsbeauftragte. Es gibt somit keine Schablone, die für alle passt.

Was also macht Dich aus?

Das gibt den Kurs vor; denn Du verleihst dem Amt mit Deiner Persönlichkeit, Deinen Stärken und Schwächen ebenso wie mit Deiner fachlichen und beruflichen Erfahrung Deine ganz persönliche Note.

Am Anfang also steht eine Analyse: Deine Stärken und Deine Schwächen ebenso wie Deine Vision und Mission. Welche Werte liegen Dir besonders am Herzen? Was möchtest Du mit Deinem Amt in Bewegung setzen? Was erreichen? Und wie soll sich das für Deine Mitstreiterinnen und Eure „Kundinnen und Kunden“ anhören, anfühlen und aussehen? Welchem Leitbild folgt Ihr?

Du fängst also mit dem großen Ganzen an, aus dem sich dann zu guter Letzt eine präzise Route ergibt, der Du mit Deinem Team Tag für Tag folgst und Deinem Ziel näherkommst. 

Dieses ist nicht zu verwechseln mit dem Kommunikationsziel, das sich stets auf eine konkrete Kommunikationsmaßnahme bezieht. Das gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt an. Hier am Anfang dreht sich noch alles um das große Ziel, sozusagen die Überschrift über Deine gesamte Amtszeit.

Eine klare Positionierung ist sowohl für Einzelkämpferinnen wichtig, als auch für Teams. Wenn Du allein für die Sache kämpfst, kannst Du Dir gar nicht erlauben, Dich zu verzetteln; dafür hast Du auf Dauer weder die Zeit noch die Kraft. Auch im Team ist das nicht sinnvoll. Hinzu kommt dabei darüber hinaus, dass Du laut Bundesgleichstellungsgesetz die Leitlinien der Gleichstellungsarbeit vorgibst. Je klarer Du diesen Kurs setzt, desto besser kann Dein Team Dich zum Ziel begleiten.

Arbeitsblatt: Finde Deine Positionierung

Um Dich dabei zu unterstützen, Deine Positionierung zu finden, habe ich Dir ein Arbeitsblatt zusammengestellt. Die Fragen darin sollen Dich in Deiner Standortbestimmung begleiten.

Das Arbeitsblatt enthält auch ein paar Tipps fürs Bearbeiten. Du kannst es hier herunterladen:

Für manche Fragen kann es hilfreich sein, Vertraute um ihre Einschätzung zu bitten. Für andere Fragen ist es sinnvoll, zunächst einmal das für Dich einschlägige Gleichstellungsgesetz – BGleiG oder LGG etc. – zu durchforsten. Es gibt Dir den rechtlichen Rahmen, in dem Du Dich bewegst; es bietet Dir thematische Tätigkeitsfelder sowie mögliche Ziele.

Tarotkarten und Tarotbuch - photo by Viva Luna Studios auf unsplash.com

Inspiration: Typologie für Gleichstellungsbeauftragte

Neben Inspirationsquellen von anderen (die findest Du weiter unten), können Bilder dabei helfen, sich selbst zu verorten und klarer vor Augen zu haben, welches Selbstverständnis Du hast, welche Werte Du vertrittst und welche Ziele Du verfolgst.

Im Folgenden stelle ich Dir deshalb ein paar Bilder von Gleichstellungsbeauftragten in Form einer Typologie vor, in denen Du Dich vielleicht an der einen oder anderen Stelle wiederfindest oder aus denen Du Dir das Passende herauspicken kannst. Lies Dir am besten alle durch. Pure, unvermischte Bilder beziehungsweise Typen sind selten; die meisten von uns vereinen Teile verschiedener Typen in sich.

Inspiriert ist diese Typologie ein ganz klein wenig von Tarotkarten, die mit ihren symbolischen Inhalten seit mehr als 200 Jahren als Deutungswerkzeuge dienen – beispielsweise in der Astrologie, also der Sterndeutung. Mir erschien diese Anlehnung auch deshalb passend, weil wir in der Gleichstellungsarbeit ja auch nach den Sternen greifen beziehungsweise andere dabei unterstützen, das zu tun.

Ich hoffe, Du wirst auf unterhaltsame Weise fündig.

Die Pionierin

Die Pionierin ist die erste Gleichstellungsbeauftragte in der Dienststelle oder betritt deshalb Neuland, weil das Amt von ihren Vorgängerin(nen) kaum ausgefüllt wurde. Sie muss also neue Wege erschließen und dem Denken und Handeln nach Gleichstellungsgesichtspunkten im Haus den Weg bereiten.

Ein wesentliches Ziel im ersten Jahr ihrer Amtszeit ist daher, sich in das Gleichstellungsrecht einzuarbeiten und dieses dann bei Dienststellenleitung, Führungskräften und Belegschaft bekannt zu machen. Dazu gehört auch dafür zu sensibilisieren, aufzuklären und Hintergründe zu erklären.

Die Pionierin muss also Neuland für diese Gruppen begehbar machen: Sie muss Steine aus dem Weg räumen, Tunnel durch Berge sprengen und Brücken bauen. Das ist keine kleine Aufgabe. Deshalb sollte sie sich zunächst auf diese Pionierarbeit beschränken.

Die Bergführerin

Die Bergführerin kennt sich im Hochgebirge des Gleichstellungswesens bestens aus. Sie hat alle Unwägbarkeiten und Ausweichrouten auf dem Plan. So bezwingt sie den Berg auch, indem sie durch beharrliches Vorwärtsgehen in ihrer Arbeit mit der Dienststellenleitung neue Wege schafft: wenn möglich, im vertrauensvollen Austausch; wenn nötig, mit Initiativanträgen und Voten.

Sie ist bestens ausgerüstet mit allem, was sie für ihren Job braucht: im Gleichstellungsrecht ist sie trittfest, sie hat Argumente und anschauliche Beispiele im Rucksack, kann unterwegs einleuchtende sowie einprägsame Geschichten erzählen und hat stets das Wetter im Blick, um sich auch bei plötzlichen Wetterumschwüngen routiniert auf die neue Situation einzustellen.

Ihr Ziel ist es, „ihre Wandergruppe“ – die Kolleginnen und Kollegen – sicher und erfolgreich zum Gipfel zu führen: sie zu beraten und zu coachen. Sie nimmt ihre Leute mit und begleitet sie umsichtig und vorausschauend. Die Förderung von Frauenkarrieren sind ihr dabei ein besonderes Anliegen. 

Die Äbtissin

Die Äbtissin steht ihrer Gemeinschaft vor und geht mit gutem Beispiel voran: Sie lebt vor, dass es in Ordnung ist, an Gleichstellung und Gleichberechtigung als (eigentlich selbstverständliches) Menschenrecht zu glauben und sich offen dazu zu bekennen. Sie versucht damit insbesondere jenen Frauen die Angst davor zu nehmen, ihre Rechte einzufordern und sich als Feministin (oder zumindest als selbst- und rechtsbewusste Frau) zu erkennen zu geben. Der Dienststellenleitung und den Führungskräften wiederum versucht sie die Angst vor vermeintlich negativen Auswirkungen von Gleichstellungsmaßnahmen zu nehmen, indem sie besonnen und beharrlich Hintergründe und Erkenntnisse erklärt. Im Verhältnis zwischen Dienststellenleitung und Belegschaft versucht sie zu vermitteln und dazu beizutragen, Konflikte zu lösen. Ihrem Mantra „In der Ruhe liegt die Kraft“ folgend, umgibt sie eine Aura der Selbstverständlichkeit (von Gleichstellung). Damit wird sie von allen Seiten respektiert. Das BGleiG oder LGG ist ihre Bibel, die sie stets bei sich trägt und aus der sie, wenn nötig, zitieren kann. Mitunter hadert sie jedoch damit, dass Kritiker die Gleichstellung als reine Glaubensfrage abtun, die nichts mit Fakten oder der Realität zu tun habe.

Die Kriegerin

Die Kriegerin scheut sich nicht davor, den Konflikt zu suchen oder anzunehmen und auszufechten. Sie sieht es als ihre Aufgabe, für die Rechte anderer zu kämpfen, die dazu selbst nicht in der Lage sind – oder aber auch für jene, die zu ängstlich oder bequem sind, es selbst zu tun. Letzteres birgt die Gefahr, dass die Kriegerin zwischen die Fronten gerät ohne echte Ergebnisse zu erreichen. Das raubt unnötig Energie und setzt ihren guten Ruf aufs Spiel. Umso wichtiger ist es, dass die Kriegerin zu unterscheiden weiß, welche Kämpfe sich lohnen und welche hingegen vergeblicher Natur sind. Auch sollte sie sich auf keine Nebenkriegsschauplätze locken lassen, sondern ihre Ziele im Blick behalten.

Ein Stückchen Kriegerin steckt oftmals mehr oder weniger stark ausgeprägt in vielen anderen Typus-Varianten mit drin: Sie arbeitet sich an persönlichem Frust ab, sei es gegenüber gewissen Personen aus der Führungsebene oder gegenüber der Dienststellenkultur insgesamt. Beispielsweise ist sie darüber enttäuscht und verärgert, dass sie sich in ihrer eigenen Karriere ausgebremst fühlt. Oder sie ist enttäuscht davon, wie wenig Unterstützung sie bei der Vereinbarkeit ihres Familienlebens mit ihrem Job erhalten hat. Dieser Frust war ein Antrieb dafür, dass sie sich entschlossen hat, Gleichstellungsbeauftragte zu werden – und schwingt ständig in ihrer Amtsausübung mit. Das kann dazu führen, dass sie eigentlich nur vordergründig für andere kämpft, aber ihren persönlichen Antrieb nie ganz ausklammern kann. Das wiederum hindert sie oft daran, sachlich und besonnen zu bleiben. 

Die Freischwimmerin

Die Freischwimmerin ist eher zufällig im kalten Wasser des Gleichstellungsamtes gelandet. Möglicherweise wurde sie hineingeschubst: von der Dienststellenleitung angesprochen und berufen. Sie muss also erst einmal schaffen, den Kopf über Wasser zu halten und auszuloten, inwieweit sie nur Feigenblatt sein möchte (damit die Dienststelle sagen kann, dass sie die gesetzlichen Pflichten pro forma erfüllt) – oder inwieweit sie es wagen kann und will, sich freizuschwimmen und das Amt wirklich auszufüllen. Trifft sie letztere Entscheidung, macht sie im übertragenen Sinne ihr Schwimmabzeichen in Bronze: Sie arbeitet sich in die Grundlagen des Gleichstellungsrechts ein und stellt unter Beweis, dass sie sich auch über längere Zeit selbsttätig über Wasser halten kann. Möglicherweise stellt sie für sich fest, dass sie sich tief in ihrem Herzen bei einer der anderen Typus-Varianten einordnet – was ihr dabei hilft, sich eigene Ziele ihrer Gleichstellungsarbeit zu setzen.

Die Glucke

Die Glucke breitet sorgsam ihre Flügel über ihre Schützlinge aus. Sie sieht es vor allem als ihre Aufgabe, einen Wohlfühlfaktor im Nest zu schaffen. „Harte Nüsse“ und Themen meidet sie oder verpackt sie in reichlich Zuckerwatte. Einen Schwerpunkt setzt sie auf Service- und Informationsangebote zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Ihre Frauenversammlungen und Service-Angebote gestaltet sie sehr liebevoll und kreativ; weiche Themen, Kuchen und Blumen spielen dabei nicht selten eine Rolle.

Das birgt die Gefahr, dass Gleichstellungsarbeit von anderen – der Dienststellenleitung, den Führungskräften, den männlichen Kollegen, aber auch den Kolleginnen – als Frauenkränzchen wahrgenommen und darauf beschränkt oder missverstanden wird. Diese Gefahr wächst, wenn die Glucke eher konfliktscheu gegenüber männlich-hierarchisch dominierten Strukturen auftritt und es nicht übers Herz bringt, Gleichstellungsrechte selbstbewusst und konsequent zu vertreten.Den Wohlfühlfaktor können sich andere Typus-Varianten von der Glucke abkucken: Bestehen in der Dienststelle allgemein oder insbesondere auch innerhalb der weiblichen Belegschaft große Vorbehalte gegen Worte wie Emanzipation, Feminismus oder Gleichstellung, dann geht das oft mit Angst davor einher, sich offen dazu zu bekennen. In diesem Fall kann es eine geeignete Taktik sein, wichtige Gleichstellungsthemen zunächst in Zuckerwatte zu verpacken und erst nach und nach einzubringen.

Die Animateurin

Die Animateurin sucht die Bühne und den Zuspruch. Sie macht gerne „was mit Menschen“. Beides war Antrieb bei ihrer Entscheidung, sich als Gleichstellungsbeauftragte wählen zu lassen. Sie ist darin geübt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und fröhliche Laune zu verbreiten – egal, wie anstrengend manche ihrer „Gäste“ sein mögen. 

Bisweilen aber fällt es ihr schwer, ernste Themen bei der Dienststellenleitung anzusprechen und/oder von ihr ernstgenommen zu werden. Ihr Bedarf an Zuspruch verstärkt dies meist.

Wenn sie sich jedoch Erfahrung und ein gewisses Standing erarbeitet – auch, indem sie im Gleichstellungsrecht und zu Strukturen der Diskriminierung sattelfest wird –, dann kann sie das zu einer wirkungsvollen Kombi formen: mit einem gewissen Spaßfaktor, der andere mitreißt und animiert (in der Gruppe) mitzumachen; mit der Gabe, Widerstände wegzulächeln; und dem Mut, den einen oder anderen motivierenden „Tritt in den Hintern“ zu verpassen.

Die Triathletin

Die Triathletin versucht, mindestens drei Disziplinen gleich gut zu beherrschen – etwa Beruf, Gleichstellungsarbeit und Familienarbeit. Dafür ist sie rund um die Uhr aktiv. Sie gönnt sich kaum Pausen und treibt sich immer weiter an; teils bis spät in die Nacht. Am nächsten Tag geht es früh am Morgen wieder los. Damit ist selbst der wohltuende Teil des „Sports“ – alles, was ihr einst Freude bereitet hat – längst rundherum dem auslaugenden Gefühl ernster und harter Arbeit gewichen. Mit großer Disziplin hat sie sich ihren selbst gesetzten Aufgaben und Zielen verschrieben; oftmals ohne Priorisierung oder Maß. Immer wieder versucht sie, alles zugleich zu schaffen; sie will keine Abstriche machen, sondern als Erste durchs Ziel laufen, schwimmen und fahren. All das ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Dies fordert mit der Zeit seinen Tribut, was es der Triathletin immer schwerer macht, ihre selbst gesetzte Aktivitätsfülle zu bewältigen.

Findet die Triathletin nicht den Absprung, wird sie sich früher oder später aufreiben. Trägt sie auch Elemente der Kriegerin in sich, kann das eine selbstzerstörerische Wirkung entfalten. Dies hat zur Folge, dass sie sich verkrampft und unnachgiebig bis starrköpfig in die Gleichstellungsarbeit stürzt, was auf der anderen Seite (etwa der Dienststellenleitung) meist in erster Linie Ablehnung und Gegenwehr hervorruft. Darauf reagiert sie dünnhäutig und selten souverän; der Misserfolg lässt sie immer noch erbitterter kämpfen. Ein Teufelskreis, den sie unbedingt aufbrechen muss – zu ihrem eigenen Schutz und auch für ihr Amt: wenn sie – sich auf das Wesentliche zurückbesinnend – wirklich etwas bewirken will.

Inspirationsquellen anderswo

Wenn es um Mission und Vision geht, können andere Gleichstellungsbeauftragte ebenso als Inspirationsquellen dienen, wie die Internetseiten von Organisationen, die im gleichen Themenfeld aktiv sind.

Dort finden sich Vision und Mission oftmals in der Rubrik „Über uns“ wieder. Es kann also hilfreich sein, sich bei passenden Organisationen Schönes und Gutes abzukucken. Hier sind – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige Anlaufstellen für erste Inspirationen dieser Art aufgelistet:

https://www.frauenrat.de/verband/grundsaetze/

https://www.fidar.de/ueber-fidar/ziele-und-massnahmen.html

https://www.frauenbeauftragte.org/die-bag/wer-wir-sind

https://www.frauenbeauftragte.org/die-bag/die-frauen-und-gleichstellungsbeauftragte

www.emma.de

https://de.wikipedia.org/wiki/Emma_(Zeitschrift)

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Frauennetzwerken_in_Deutschland

https://missy-magazine.de

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